Der Mythos Teufelsmoor.
- Thomas Damson
- vor 3 Tagen
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Aktualisiert: vor 7 Stunden
Durch einen Zufall lernte ich das Teufelsmoor zuerst im Winter kennen. Die Faszination war sofort da und ich kam seither oft hierher um das zu suchen, was für mich sein Wesen ausmacht. Ich fotografierte auch später im Sommer und im Herbst - aber meine große Liebe gilt der Winterzeit im Teufelsmoor.

Zwei Jahrtausende lang war hier nichts.
Das Teufelsmoor ist im Winter das große Schweigen und Einsamkeit. Es zeigt etwas von dem, was hier früher war: Nichts. Nirgendwo. Bis an den Horizont: Gar nichts. Nichts außer Moor, wie ein großer, morscher Baumstamm schwimmend und torfig riechend. Und überall fließt, drückt und schwimmt das braune, torfgefärbte Wasser.


Manchmal ist hier auch Wind zwischen wenigen Bäumen oder Sträuchern.



Das allgegenwärtig abfließende Wasser und der entfernte Horizont erzeugen eine beeindruckende Stille – bis auf vereinzelte Vogelrufe und häufigem Entengeschnatter.



Das Breite Wasser blieb nach Begradigung der Hamme - ein beträchtlicher See aus dem einstigen Schmelzwasser der Eiszeit und dem Regen der Neuzeit. So fing es vielleicht an mit dem Moor.

Die riesigen Gletscher der Eiszeit hinterließen große Mengen Schmelzwasser, aus denen eine Vielzahl von großen, flachen Seen entstand. In dieser wässrigen Umgebung bildete sich das erste Torfmoos, jedes Jahr ungefähr ein Millimeter - etwas anderes wuchs hier nicht. Dabei bildete sich ständig neues Moos an der Oberfläche und alles drunter Liegende starb ab, verrottete und bekam seine braune Farbe - und wurde Torf. Der saure Boden war für Landwirtschaftlichen Anbau völlig ungeeignet und so entwickelte sich aus dem Niederdeutschen Wort „duven“ für taub, später der Name „Teufelsmoor“.

Das Ende des alten Moors wurde sein Neuanfang als Teufelsmoor.
Das Wasser der schwammigen Moorlandschaft wurde im 18. Jahrhundert über Gräben und Kanäle in die so entstandene Hamme geleitet und das seit der Eiszeit gewachseneTorf innerhalb weniger Jahrzehnte von den angesiedelten Torfbauern als Brennstoff mit Torfkähnen über die Hamme Richtung Bremen verschifft. Aus diesen Zeiten geblieben sind die allgegenwärtigen Gräben und Flüsse – sie wurden das neue Gesicht der Landschaft.









Neu Helgoland









Der romantische Mythos der Neuzeit.
Der große Mythos Teufelsmoor wurde durch das zum Künstlerdorf Worpswede gefördert, in dem berühmte Künstler wie Paula Moderson-Becker, Otto Moderson, Heinrich Vogeler, Hans am Ende und Andere sich niederließen. Das Licht und die Weite der Landschaft, die Einsamkeit der Besiedlungen und vor allem die schwarztorfige Brühe der abfließenden Hamme mit den Torfkähnen sind bis heute die Inspiration für unzählige Bilder geworden.

Sommer und Herbst lassen die Einsamkeit vergessen.
Die sommerliche Jahreszeit lässt die Rauheit und frühere Armut der Gegend etwas vergessen. Zwischen den wenigen, versteckten Höfen mähen sich die Maschinen durch den Horizont und vereinzelte und beliebte Gastronomie bringt das Lachen in die Abende. Die Einsamkeit ist für einige Monate vorbei und das Vergessen ist die Schönheit des Moments.













Der Versuch der Wiedergutmachung.
Das Weggraben eines zweitausend Jahre alten Moores bliebt nicht ohne Folgen und es hat an vielen Orten wie diesen ein Nachdenken begonnen. Es gibt den Moorlehrpfad und es gibt Wiedervernässung alter Flächen.


In den aufgelassenen Flächen wächst die Natur wie sie will und sogar Heidekraut findet sich hier ein.

Wiedervernässung ehemaliger Torfabbauflächen in unzugänglichen und geschützten Gebieten. Sie sind wenig bekannt - das ist sicherlich schade aber vielleicht ist es auch gut so.
Der vorläufige Abschluss meiner Reisen ins Teufelsmoor.

Meine Tipps für die Sommerzeit:
Das Naturschutzgebiet Teufelsmoor lässt sich über mit dem Fahrrad zu erkunden. Wenn Sie von außerhalb kommen, bietet sich der Bahnhof Osterholz-Scharmbeck an – von hier aus gibt es gemütliche Radwege an der Straße oder auf kleinen Wegen durchs Teufelsmoor. Der Bahnhof selbst bietet sehr gute Verbindungen an und bietet sich auch für Rundfahrten an. Wem es im Winter auf dem Fahrrad zu ungemütlich ist, der sollte mit dem Auto nach Neu Helgoland fahren und von dort aus starten.
Neu Helgoland, neben Worpswede gelegen, ist hier sicherlich die erste Wahl für die ganzjährige Erkundungen. Das beliebte Ausflugsziel bietet romantische Campingplätze, einen eigenen Sommerstrand an der Hamme und leckere Gastronomie. Sie erreichen den Ort mit dem Auto, das aber auf dem Parkplatz abgestellt werden muss. Die meisten kommen mit dem Fahrrad.
Ein Fußweg führt über die kleine Brücke einige hundert Meter direkt an der Hamme entlang zu einem beeindruckenden Aussichtsturm mit enormem Rundblick.
Wenn Sie darüber hinaus gut zu Fuß sind, bekommen Sie am meisten Eindruck vom Moor und die Weite der Landschaft, wenn Sie nach der Brücke auf dem komfortabel asphaltierten Weg geradeaus weitergehen. Nach einer halben Stunde kommen Sie an den kleinen Fluss Beeke und linker Hand finden sehen Sie das Große Wasser – ein bei der Flussbegradigung übrig gebliebener, mächtiger Seitenarm.
Torfschifffahren mit Gastronomie im Sommer: Von Neu Helgolands Torfkahnhafen und von anderen, früheren Rastplätzen der Torfschiffer wie Melchers Hütte und Tietjens Hütte aus, können Sie Ihre Torfkahnfahrt antreten. Infos dazu unter www.kulturland-teufelsmoor.de.
Zwischen Bremen, Osterholz-Scharmbeck, Worpswede, Gnarrenburg, Bremervörde und Stade fährt der historische Moorexpress mit seinen roten Wagen. Die Infos dazu finden Sie unter www.moorexpress.de
Kranich- und Vogelbeobachtungen: Kraniche sind sehr scheue Vögel, die in der Herbstzeit abends in Schwärmen von ihrem Futterplatz zu ihrem Schlafplatz fliegen. Ein beliebtes Schauspiel, für das sich aufgrund der flüchtenden Vögel kundige Führungen anbieten. Empfehlung hier: https://frauke-klemme.de
Der Moorlehrpfad verbindet die alten Ortschaften Teufelsmoor und Verlüßmoor, bietet an authentischen Stellen zahlreiche Schautafeln. Der fünf Kilometer lange Pfad ist wegen Vogelschutz lediglich von Mitte Juni bis Ende September geöffnet. Starten Sie am besten vom dazu eingerichteten und komfortablen Parkplatz in der Kurve der Landesstraße L 153.

Thomas Damson
Spätherbst 2025
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