An einem der schönsten Strände der Weser steht ein monumentaler Betonklotz, der einst zum Tod von tausenden führte, die unter krank- und totmachenden Umständen der Zwangsarbeit diesen zu bauen hatten: Der U-Bootbunker Valentin in Bremen Farge.
Der schon damals übliche Herstellungsprozess für große Schiffe sah vor, die einzelnen Sektionen der Boote in Bremen und Wilhelmshaven vorzuproduzieren, per Schiff nach Farge zu transportieren, wo schließlich unter der Leitung der Bremer Vulkan Werft, monatlich vierzehn Boote einsatzfähig endmontiert und ausgerüstet werden sollten.
Die im Büro von Albert Speer geplante Werftanlage benötigte gewaltige Mengen Beton und Baumaterial, die per Bahn oder Schiff herangebracht wurden. Die Betondecke des Bunkers war mit über sieben Meter Dicke als „bombensicher“ vor Angriffen der Alliierten geplant und der Bunker sollte in seinen Herstellungsprozessen arbeiten wie eine große Werft.
Unter Kriegsbedingungen wurden alle Planungsprozesse, auch der der U-Boote selbst, in sensationeller Weise auf Bruchteile der üblichen Zeiten verkürzt und Prüfungen gestrichen, um die geplante Auslieferungsmenge von vierzehn U-Booten pro Monat zu erreichen. Soweit die technischen Details.
Insgesamt wurden zum Bau des Bunkers über zehntausend Kriegsgefangene, ausländische Gefangene und KZ-Insassen als Arbeitssklaven unter vernichtenden Bedingungen und von einigen hundert Marinesoldaten bewacht, gezwungen den Bunker herzustellen. Sie verhungerten, wurden erschlagen oder starben anderweitig an den Grausamkeiten. Viele der Toten des mörderischen Baubetriebs selbst wurden in der Farger Heide vergraben.
Die Arbeitsorganisaton sah so aus: Die Gestapo besorgte die Gefangenen und vermietete diese an die Bauausführenden Firmen und das Planungsbüro. Die Marine bewachte sie. Kapos aus der Mitte der Gefangenen beaufsichtigen die Arbeitseinsätze, waren für die Arbeitserbringung verantwortlich und bekamen selbst Erleichterungen - während sie die anderen mit Peitschen und Fußtritten antrieben, weshalb ein Kapo, der als Kapo aufhörte, in der Regel am nächsten Tag tot war.
Das Ende der Grausamkeiten des Bunkers ist kurz erzählt: Die englische Luftwaffe war von Anfang an über ihre Luftaufklärung detailliert über die Baufortschritte im Bilde. Sie zögerte den Angriff hinaus im Wissen, das viel Baumaterial und andere Resourcen durch die Bautätigkeit gebunden war und somit nicht mehr anderweitig kriegsverlängernd eingesetzt werden konnte.
Als der Bau schließlich zu über neunzig Prozent fertiggestellt war, drangen ab Februar 1945 die 10 Tonnen schwere Grand Slam Fliegerbomben der englischen Bomberflotte bis zu zwei Meter in die Betondecke ein, um von dort dann ihre betonbrechende Wirkung zu entfalten. Nach drei Angriffswellen war der Bunker in seiner tragenden Struktur grundlegend beschädigt, nicht mehr zu reparieren und wurde aufgegeben.
Heute ein Denkort.
In den riesigen Hallen des Bunkers herrscht auch im Hochsommer eisige Kälte und die Ausleuchtung ist keineswegs immer gut wie auf den Fotos hier.
Der Rundgang führt die Besucher auch außen um das graue Kollos, so dass der Bunker samt Innenausstellung viele Erkenntnisse über den Bunker des Grauens vermittelt. Er erzählt an vielen Stellen die Geschichte Überlebender und macht somit klar, dass hier Menschen waren, die zu Tode kamen und ihren letzten Atem im kalten Beton verloren.
Das heutige Paradies am Weserstrand.
Das im Zuge der Deicherneuerung der Weser in jüngerer Zeit umgebaute Ufer und der dadurch entstandene und geradezu verträumt schöne Strand an der Weser, könnte keine größere Diskrepanz zu dem grauen Beton des Grauens bilden. Gleichzeitig beruhigt der Anblick die fast unerträglich aufgewühlten Gefühlswelten, die der Bunker Valentin bei Besuchern hinterlässt.
Ein hoffnungsvoller Ausblick von betörender Schönheit, der Besuchern den Trost spendet, den die meisten der Gefangenen nie erleben konnten.
Weitere Informationen für Besucher finden Sie auch hier: https://www.denkort-bunker-valentin.de
Thomas Damson
Sommer 2022
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