Von der hier schon beschriebenen Golden City Hafenbar aus ist es nur ein kleiner Weg um den Europahafen und hier öffnet sich die endlos lange Überseepromenade, die mit den üblichen Marinabauten samt Anlegern die Promenade eröffnet.
Das Entwicklungsgebiet Überseehafen.
Wir sind hier auch schon mittendrin - im Stadtentwicklungsgebiet Überseehafen. Ein insgesamt gewaltiges Umgestaltungsprojektprojekt des ehemaligen Hafengebiets Überseehafen, das seit Aufkommen des Containers in der Schifffahrt seine Funktion verloren hat. Ein Gebiet von 300 Hektar, also in etwas der Größe der nordfriesischen Kleinstadt Garding oder immerhin 480 Fußballfeldern, wurde um die Jahrtausendwende zum Entwicklungsgebiet Überseestadt erklärt.
Es wächst in diesem Areal seither spannende Vielfalt neben den alten Umschlagsorten der Nahrungsmittelindustrie mit ihren immer noch als Getreidespeicher betriebenen Baukolossen aus der Vergangenheit. Es blühen kleine Kneipen, Restaurants mit Kultstatus samt Niederlassung der Hochschule für Künste, neuem Gewerbe, Kunst und Ausstellungen. Es wird noch viel experimentiert und in viele Bereiche warten noch auf Entwicklung, was aber die Einzigartigkeit der Meile ausmacht. Nicht alles ist schön. Manches umstritten. Alles ist noch auf der Zeitreise.
Das neue Leben der alten Lagerhäuser.
Das positive zuerst: Am Wasser entlang wurde ein sehr komfortabler Radweg bis zum Waller Strand angelegt. Nicht immer schön, aber lobenswert ist die nun folgende Umnutzung der alten Lagerhäuser zur gehobenen Gastronomie – innen in Loftarchitektur und außen mit Betonterrasse.
Dann aber kommt der etwas monotone und unansehnliche Bereich aus ordentlich aneinandergereihten Mehrfamilienhäusern im kubischen Baustil der Moderne - eines der vielen neuen Wohnquartiere in der Überseestadt aus Mietgebundenen und Eigentumswohnungen im Marina Stil. Ich wünsche den Wohnquartieren neben der geplanten auch die tatsächliche und längerfristige Beibehaltung der versprochenen Durchmischung der Bevölkerungsstruktur des neuen und zukünftigen Stadtteils, denn momentan leben die Bewohner der Luxuswohnungen privater Investoren neben und getrennt von den von Wohnbaugenossenschaften erstellten Gebäuden für Normal- und Geringverdiener.
Aber auch hier ist die bundesweit praktizierte Verwechslung von Bauplanung und Stadtentwicklung sichtbar - letztere ist überschaubar zu leisten, aber die stadtplanerisch herausforderndere Aufgabe ist es, neue Quartiere mit Lebensqualität samt wirksamer Erschließung zu ermöglichen. Derzeit wohnen 3.000 neue Bremer:innen dort und mehr als 16.000 Arbeitnehmer pendeln hierher - mangels Erschließung mit dem Auto. Es genügt also nicht mit wohlklingenden und weltstädtischen Namen große Boulevards oder Promenaden als Verkaufsbringer und anderen Versprechungen der Werbeabteilungen der Bauwirtschaft zu formulieren, wenn den neuen Quartieren alles andere fehlt, was ein gewachsenes Stadtquartier bietet und schon nach wenigen Jahren der Ruf nach einem sozialen Quartiersmanagement laut wird - wofür dann aber kein Geld vorhanden sein wird.
Zum Schluss dieser kritischen Betrachtung noch die Feststellung, das auch andere Hafenstädte mit den immensen Industriebrachen des letzten Jahrhunderts auf ähnliche Weise beschäftigt sind. Auch Hamburg für sein Überseequartier und Bremerhaven für das Werftquartier formulieren sehr wohlklingend wie "Kosmopolitisch, offen und urban als integrierter Stadtteil" oder ähnlich, was aber weder durchgeplant noch durchfinanziert. Baulöwe müsste man sein....
Die durch die Bebauung etwas eintönig wirkende, aber immer sehr komfortabel mit dem Rad fahrbare und weiterführende Überseepromenade führt dann zum beliebten Waller Sand.
Der beliebte Waller Sand.
Er ist ebenfalls ein Entwicklungsgebiet, in dem die vorher unansehnliche und reduzierte, reine Sturmflutfunktion des Hafenbereichs umgebaut wurde zum Strand- und Sandgebiet Walle als öffentlicher und gern genutzter Freizeit- und Strandbereich für Sonnenhungrige und Sportliche. Da die Entwicklung noch in vollem Gange ist, wird es spannend und ist aber schon jetzt vielversprechend! Unbedingt empfehlenswert.
Wenn die Fähre Pusdorp Betriebssaison hat, dann verbindet sie die Waterfront, den Waller Strand und das Lankenauer Höft miteinander. Preisgünstige Fahrten und Fahrradmitnahme ist möglich. Ihre Verbindungen damit finden Sie auf: https://xn--weserfhre-bremen-0nb.de/
Der alte Molenturm.
Vom Waller Strand führt der mittlerweile sehr romantisch eingewachsene Weg als Sackgasse vorbei am Fähranleger hin zum alten Molenturm am ehemaligen Wendehafen, der früher den Hafenkapitänen einen den Hafen rundherum gut übersehenden Arbeitsplatz bot.
Hier endet die kleine Reise an die Bremer Überseepromenade. Sie haben von hier aus folgende Möglichkeiten:
1: Sie fahren wieder zurück, am besten am Waller Strand auf die andere Seite und entlang des alten Weserarms in Richtung "Alte Feuerwache". Und weiter zu...
2: Folgen Sie meiner kleinen Reise durch meine Lieblingsplätze der historischen Industriekultur entlang des Holzhafens in Richtung des Getreidehafens. Hier wartet es eine unglaubliche Geschichte um eine infernalische Mehlstaubexplosion, das HAG Quartier mit dem Lloyd Café samt Umfeld, dann geht es über die riesige historische Getreideumschlagsanlage zum sicherlich ödesten Platz Bremens, der Waterfront.
2: Sie fahren mit der Weserfähre direkt zur Waterfront und folgen dann dem Weg 2 in umgekehrter Richtung.
3: Sie nehmen ebenfalls die Fähre und fahren zunächst zum erholsamen Lankenauer Höft.
Sommer 2023. Fotografie und Text: Thomas Damson
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