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Der Streit um Schulschiff Deutschland


Schwierige Zeiten für das Schiff.

Die Zeit der Entscheidung um den neuen Liegeplatz des Schulschiff Deutschlands ist eine schwierige Zeit für Mitglieder des Betreibervereins. Um dies etwas zu verstehen, bin ich nach Bremen Vegesack gefahren, zum Liegeplatz des 1927 in Bremerhaven gebauten Schiffes.




Die Einsamkeit eines Schiffs.

Einsam ist eine Beschreibung, die leider zutrifft: An diesem Vormittag bin ich der Einzige, der sich für das weiße Schiff interessiert. Neben dem erwähnten Einkaufszentrum und einer neuen Großbaustelle nebenan befinden sich am Ufer drei der üblichen Marinahäuser, wie sie mittlerweile überall im Norden und an Häfen mit Sicht auf Maritimes gebaut wurden. Sie wurden direkt an die Rückwand an das Parkhaus des Einkaufszentrums gebaut, aber immerhin locken sie mit Blick auf das Schulschiff Deutschland von ihren Balkonen aus.

Schade auch: Ohne das prächtige Schulschiff bleibt dem Blick der Wohnungseigentümer lediglich noch eine große und verwilderte Sumpfwiese der gegenüberliegenden und naturgeschützten Halbinsel sowie einer kleinen Ansammlung von hochgewachsenen Bäumen am Ufer.

Ohne den belegten Anlegeplatz wird augenscheinlich, was die Lesum hier eigentlich nur noch ist: Ihr lieblos und planloses Ende mit dem sehr schlichten Aussehens eines Kanals. Für die Eigentümer der Wohnungen sicherlich nicht sehr ansprechend.

Von der früheren Geschichte des 1623 ersten künstlich angelegten Hafen Deutschlands zeugt hier nur noch großflächig abgeräumter Betonboden mit einigen punktuellen Aufhübschungen, die aber nicht in der Lage sind, die großräumig vorhandene stadtplanerische Lustlosigkeit zu verheimlichen. Auch der eigentliche Museums- und Kutterhafen dümpelt still vor sich hin und ist eher eine zufällige Ansammlung verschiedenster Alterungszustände vorwiegend privat genutzter Schiffe.

Der Kutter- und Museumshafen von Vegesack


Und wenn auch das alte Vegesack als hübscher Stadtteil mit eigenem Charakter eher unterschätzt wird, ist im ehemals maritimen Bereich um die Schulschiff Deutschland herum keine wirkliche Änderung in Sicht. Dabei hätte das kleine Viertel am Fluss schöne Ansätze als der kleine und heimlicher Star Bremens zu bieten, aber es darf bezweifelt werden, dass die Stadt Bremen hierfür diese zusätzlichen Summen aufbringen kann – oder will. Ausgerechnet nach Gründung Bremerhavens 1827 verlor der Vegesacker Hafen für Bremen jegliche Bedeutung, was sich bis heute nicht geändert hat. In fast jeder Beziehung.

Der alte Kern von Vegesack.


Denn, um die Dinge beim Namen zu nennen: Es wird trotz aller plötzlich entdeckter Liebe zu dem alten Schiff alles bei Alten bleiben. Es wird immer abseits bleiben von den Strömen der Bremer und der Zentrumstouristen, die ausschließlich die Bremer Schlachte bevölkern und den dortigen Gastronomen und Händlern viel Umsatz bringen.

Die Bremer Schlachte


Und dort liegen viele andere und ebenfalls beeindruckende Schiffe samt dem üblichen maritimen Touristenrummel. Dort wird geklotzt - nicht gekleckert.


Die Entscheidung

Bleibt also die Entscheidung der Mitglieder des Vereins abzuwarten und wie wir mittlerweile wissen, als Gegner des Umzugs ein Bewohner einer Wohnung neben dem Schiff. Egal wie es ausgeht mit dem Schiff, wird sich nach dem derzeitigen Streits nichts ändern: Vegesacks Platz am Wasser bleibt ein Opfer seiner Bremer Geschichte. Und wird somit weiterhin der Garant für ein ruhiges und einsames Leben an der Lesum sein. Ob mit oder ohne den Weißen Schwan, dem Schulschiff Deutschland.

Das neue Zuhause. Der Neue Hafen von Bremerhaven?


Thomas Damson


AMWASSER fotoblog: Leben im Norden. Leben am Wasser. Von Sonne, Wind und anderem. Professionelle Fotografie. Ehrliche Geschichten. Das echte Leben.

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